Sir Lanka Eingang EPZ Katunayake Foto D.Weinbrenner Union Busting bei NEXT Kampagne für Saubere Kleidung | Clean Clothes Campaign Germany

Union Busting bei NEXT

Der britische Einzelhandelsriese NEXT geht nach Schließung seiner Fabrik in Sri Lanka verschärft gegen Gewerkschafter vor.

 

Die Gewerkschaft FTZ&GSEU berichtet, dass NEXT erneut gegen die Arbeitsgesetze Sri Lankas verstoßen hat, indem es 16 Arbeiter*innen, die gegen die Schließung der eigenen Produktionsstätte in Katunayake am 19. Mai 2025 protestierten, die Gehaltszahlungen gestrichen hat.

Trotz der Unterzeichnung eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft FTZ & GSEU hat der milliardenschwere britische Einzelhandelsriese die Fabrik ohne Rücksprache mit der Gewerkschaft geschlossen. Nun kündigt das Unternehmen erneut rechtswidrig die 16 Arbeiter*innen, die Gewerkschaftsmitglieder sind und die Maßnahmen von NEXT bei einer Anhörung im Arbeitsministerium Sri Lankas angefochten haben.

Die Gewerkschaft FTZ & GSEU, die die Arbeitnehmer*innen vertritt und internationaler Partner der Clean Clothes Campaign ist, fordert NEXT auf, die Lohnzahlungen an die 16 Arbeiter*innen unverzüglich wieder aufzunehmen und sich mit der Gewerkschaft über die Schließung der Fabrik zu verständigen.

Faktische Schließung der einzigen gewerkschaftlich organisierten Fabrik

In einer schockierenden Maßnahme vom 19. Mai hat NEXT 1.416 seiner Beschäftigten ohne vorherige Konsultation entlassen und damit faktisch seine einzige gewerkschaftlich organisierte Fabrik zu geschlossen. Damit verletzt NEXT weiterhin die Rechte der Arbiter*innen.

Die 1.416 Beschäftigten der Fabrik in Katunayake wurden von der NEXT-Geschäftsführung dazu verleitet, freiwillige Kündigungsschreiben zu unterzeichnen, um eine Abfindung zu erhalten. 16 Beschäftigte weigerten sich zu kündigen und reichten beim Arbeitsbeauftragten von Sri Lanka eine Beschwerde wegen unrechtmäßiger Kündigung gegen NEXT ein. Da diese Beschäftigten weder gekündigt hatten noch ihre Beschäftigung als rechtmäßig beendet angesehen wurde, ist NEXT verpflichtet, ihre Löhne bis zum Abschluss des Untersuchungsverfahrens und der Entscheidung des Arbeitsbeauftragten weiter zu zahlen.

Verstoß gegen den Tarifvertrag

NEXT zahlte bis jetzt die Grundlöhne. Bei einer Anhörung vor dem Arbeitsbeauftragten am Mittwoch, dem 3. September, gaben die Anwält*innen des Großkonzerns bekannt, dass die Lohnzahlungen für die 16 Arbeiter*innen, die nicht gekündigt haben, seit dem 20. August eingestellt wurden. Kaum zu glauben ist ihr Argument, dass dies keine Kündigung des Arbeitsverhältnisses darstelle. Der Arbeitsbeauftragte kam zu dem Schluss, dass es sich auf den ersten Blick um eine unrechtmäßige Kündigung des Arbeitsverhältnisses handelt, für die NEXT sich verantworten muss.

Dieser jüngste Verstoß erfolgte, nachdem NEXT gegen die Bestimmungen seines Tarifvertrags mit FTZ & GSEU verstoßen hat, indem es die Gewerkschaften nicht zu seinen Plänen zum Personalabbau konsultiert und den Arbeiter*innen vorschnell die Schließung des Werks angekündigt hat, bevor es die gesetzliche Zustimmung des Arbeitsbeauftragten zur Kündigung seiner Arbeiter*innen erhalten hatte – wobei es „freiwillige Kündigungen” als Mittel zur Umgehung des Gesetzes einsetzte.

Die 16 Arbeiter*innen, deren Löhne nun eingefroren wurden, werden mit schweren wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert sein, zehn von ihnen sind Frauen, die die einzigen Ernährerinnen ihrer Familien sind. Sie können keine andere Arbeit finden, solange sie vertraglich noch bei NEXT beschäftigt sind, und aufgrund ihrer Rolle als Gewerkschaftsmitglieder, die bereit sind, gegen die Maßnahmen von NEXT vorzugehen, werden sie in der Region praktisch auf eine schwarze Liste gesetzt.

Anton Marcus, stellvertretender Sekretär der Gewerkschaft FTZ&GSEU:

„In dem Jahr, in dem NEXT einen Rekordgewinn von 1 Milliarde Pfund bekannt gab, zeigte das Unternehmen weiterhin wenig Rücksicht auf die Arbeitnehmer, die zu diesen bemerkenswerten Ergebnissen beigetragen hatten. Unsere Mitglieder am Standort Katunayake haben nicht nur ihre Arbeitsplätze und ihre Existenzgrundlage verloren, sondern aufgrund der gewerkschaftsfeindlichen Taktiken von NEXT auch jegliches Vertrauen in das Unternehmen. Die Verweigerung der Bezahlung während der Bearbeitung ihrer Beschwerde kommt einer unrechtmäßigen Kündigung gleich. NEXT mag ein Unternehmensgigant sein, aber wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen. Wir kämpfen weiter für Gerechtigkeit für unsere Mitglieder und dafür, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen zur Achtung der Arbeitnehmerrechte einhält.“

 

Beitragsbild: Eingang der „Freien Exportzone“ Katunayake, in der die NEXT-Fabrik steht. © Dietrich Weinbrenner
Gewerkschaftsrechte, Sri Lanka

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